Nicht geeignet für Kreislaufwirtschaft?

Als grösste Hürde Kreislaufwirtschaft im eigenen Unternehmen umzusetzen, wird gemäss dem "Statusbericht der Schweizer Kreislaufwirtschaft" der KOF Konjunkturforschungsstelle der ETH Zürich die Nicht-Eignung für das eigene Unternehmen angesehen

Potenzial der Schweizer Kreislaufwirtschaft

Wie weit sind Schweizer Unternehmen hinsichtlich Kreislaufwirtschaft fortgeschritten? Welches sind die drängendsten Handlungsfelder? Wie können Unternehmen Kreislaufwirtschaft im eigenen Unternehmen anstossen oder weiterentwickeln? Und welche Hürden werden von Unternehmen wahrgenommen?

Die Konjunkturforschungsstelle KOF der ETH Zürich hat Anfang 2022 die repräsentative Studie Statusbericht der Schweizer Kreislaufwirtschaft publiziert, welche unter anderem genau diesen Fragestellungen auf den Grund gegangen ist. Wir fassen zusammen:

Chance für Schweizer Unternehmen
Die Schweizer Privatwirtschaft steht noch am Beginn des Transformationsprozesses: zwischen 8% und 12% der Unternehmen beschäftigt sich substanziell mit der Transformation hin zu einer Kreislaufwirtschaft.

Auf den Punkt gebracht: Die Studie brachte hervor, dass die Schweizer Kreislaufwirtschaft noch nicht weit fortgeschritten ist. Obwohl eine Kreislaufwirtschaft für die Schweiz wegen dem beschränkten Ressourcenvorkommen von grosser Bedeutung ist, agieren viele Unternehmen trotz guten Voraussetzungen zögerlich. Als eine der innovativsten Länder der Welt, wäre die Schweiz theoretisch in der Lage zirkuläre Massnahmen umzusetzen. Hier schlummert für Schweizer Unternehmen und allgemein für die Wettbewerbsfähigkeit der Schweiz eine Chance sich einen komparativen Vorteil zu verschaffen. Doch was hält uns zurück?

Die Hürden

Die rund 8000 für die Studie befragten Unternehmen (Rücklaufquote von 29.1%) haben diverse Gründe genannt, welche sie davon abhaltet sich der zirkulären Transformation anzunehmen. Als grösste Hürde Kreislaufwirtschaft im eigenen Unternehmen umzusetzen, wird die fehlende Eignung angesehen.


Hürden: «Mein Produkt/Dienstleistung eignet sich nicht»
Zum einen geben viele Unternehmen auf Basis der aktuellen technologischen Möglichkeiten an, dass sich ihre Produkte und Dienstleistungen nicht für die Kreislaufwirtschaft eignen. Hier besteht somit die grösste Herausforderung darin, Unternehmen für nachhaltige Lösungen zu sensibilisieren und sie bei der Findung von innovativen Lösungen, welche deren «Eignung» erhöhen, zu unterstützen.

Von den befragten Unternehmen, identifizierten sich 37% mit der Aussage nicht geeignet. Sie gaben damit an, dass sich Kreislaufwirtschaft aus ihrer Wahrnehmung nicht für ihre Produkte oder Dienstleistungen eigne. Unternehmen sehen die fehlende Eignung vor Investitionskosten (28%) und Technische Umsetzung 27% als die grösste Hürde für die zirkuläre Transformation im Unternehmen an.

Implikation für Unternehmen

Entsprechend der drei aus der Sicht von Unternehmen am höchsten gewichteten Hürden, ergeben sich aus der Studie drei zentrale Handlungsfelder: Die Sensibilisierung der Unternehmen für die Kreislaufwirtschaft, der Abbau von finanziellen Hürden und der Aufbau von Wissen um technische Hürden zu reduzieren.

Sensibilisierung
Es mangelt an Möglichkeiten und Wissen die bestehenden Produkte und Dienstleistungen einer Kreislaufwirtschaft anzupassen. Damit die Anstrengungen in diese Richtung gesamtwirtschaftlich verstärkt werden, bedarf es einer zunehmenden Sensibilisierung der Privatwirtschaft sowie Beiträge zur Verbesserung der Wissensbasis und der Innovationskraft der Unternehmen.

Mit Sensibilisierungsmassnahmen könnte die grösste Hürde fehlende Eignung angegangen werden. Es gilt aufzuzeigen, wieso die Kreislaufwirtschaft nicht nur der Umwelt, sondern auch den Unternehmen zugute kommt. Auch müsste mit dem Trugschluss, dass das Unternehmen für Kreislaufwirtschaft nicht geeignet wäre, aufgeräumt werden.

Insbesondere gilt es bislang wenig sensibilisierte Unternehmen, aber auch jüngere Unternehmen (Start-Ups) zu erreichen, da zirkuläre Geschäftsmodelle sich einfacher bei der Unternehmensgründung realisieren lassen als in etablierten, linear ausgerichteten Unternehmen.

Aufbau von Wissen
Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass die meisten Unternehmen wenig Erfahrung mit kreislaufbezogenen Aktivitäten haben, und darüber hinaus nur begrenzt von anderen Unternehmen lernen können.

Als eine der innovativsten Länder der Welt hat die Schweiz ein grosses Potenzial. Denn Schweizer Unternehmen verstehen es Wissen in innovative Produkte und Dienstleistungen zu überführen. Dass kreislaufbezogene Lösungen Stand heute noch Mangelware sind, könnte daran liegen, dass entsprechende Anreize fehlen (bspw. fehlende Nachfrage oder fehlende Wissensbasis).

Bildungsprogramme können Unternehmen dabei unterstützen die technische Hürde zu überwinden und know-how aufzubauen. Kreislaufbezogene Kompetenzen sollen vermittelt werden, wodurch die Sensibilität für Nachhaltigkeitsthemen gefördert, sowie auch ein Beitrag zur zirkulären Gestaltung von Geschäftsmodellen geleistet würde.

Finanzielle Hürde abbauen
Oftmals können vor allem kleine Unternehmen finanzielle Hürden kaum aus eigener Kraft überwinden.

Mit beschränkten finanziellen und zeitlichen Ressourcen spielt die finanzielle Hürde für Unternehmen eine wichtige Rolle: Der Einstieg und der Ausbau der Kreislaufwirtschaft kann je nach Industrie, nach Unternehmensgrösse und je nachdem wie weit ein Unternehmen bereits mit der Transformation fortgeschritten ist, eine kostspielige Angelegenheit werden.

Während kleine Unternehmen allgemein mehr Schwierigkeiten haben finanzielle Hürden aus eigener Kraft zu überwinden, haben Unternehmen mit steigender Grösse auch einen umfassenderen Investitionsbedarf für Umstrukturierungen. Verschiedenste Akteure wie die Innosuisse fördern zirkuläre Innovation gemäss dem Prinzip „bottum-up“, also Innovations-Ideen welche von Unternehmen kommen. 

Zusammenfassung

Aufgrund der Innovationsstärke der Schweiz stehen die Vorzeichen für die Kreislaufwirtschaft gut. Insbesondere wegen dem beschränkten Ressourcenvorkommen in der Schweiz, bietet die Kreislaufwirtschaft nicht nur für die Umwelt, sondern auch für Unternehmen eine grosse Chance sich Wettbewerbsvorteile anzueignen. Aus dem Statusbericht der Schweizer Kreislaufwirtschaft geht hervor, dass die befragten Unternehmen drei grosse Hürden wahrnehmen: Sie gehen davon aus, dass Kreislaufwirtschaft für ihr Unternehmen nicht geeignet sei, zudem fehle es an Wissen für die Umsetzung und schliesslich hielten die Investitionskosten sie von der zirkulären Transformation ab.

Mit geeigneten Sensibilisierungs- und Bildungsmassnahmen können Unternehmen ein Fundament für die Kreislaufwirtschaft zu legen. Dadurch können die Hürden fehlende Eignung und Technische Umsetzung angegangen werden. Wirtschaftspolitische Unterstützung und kosteneffiziente Lösungen können zur Bewältigung der finanziellen Hürde beitragen.

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Mit Shape the Circle hat Eartheffect ein Online-Bildungsangebot für Unternehmen entwickelt, die Nachhaltigkeit in die Unternehmenskultur und Kreislaufwirtschaft in die Geschäftsmodelle verankern möchten. Die Transformation von der linearen zu zirkulären Wirtschaft stellt hohe Anforderungen an die Unternehmen. Dabei ist es wichtig, dass die zirkuläre Transformation ein Unternehmen ganzheitlich durchdringt und sämtliche Mitarbeitende beim Wandel hin zu einer nachhaltigen Entwicklung miteinbezieht. Gemäss dieser Überzeugung, haben wir Shape the Circle mit Lyreco Deutschland als Anwendungspartner entwickelt.

Die vier Kurse à ca. 90 Minuten richten sich sich an alle Mitarbeitenden (Basiskurs zu Nachhaltigkeit und Kreislaufwirtschaft), respektive an Fachspezialisten (Vertiefungskurse zu Kreislaufwirtschaft, Energie und Ökobilanzierung). Die Mitarbeitenden können den Kurs im eigenen Tempo und zu jeder Zeit und von überall, von sämtlichen elektronischen Geräten aus absolvieren. Das garantiert maximale Flexibilität und das operative Geschäft kann – im Vergleich zu Ganz- oder Halbtagesworkshops – ungestört weiterlaufen und erst noch mehr Mitarbeitende erreichen.

Am Ende des jeweiligen Kurses wenden die Mitarbeitenden das erlernte Wissen an, indem sie Ideen und Verbesserungsvorschläge für das eigene Arbeitsumfeld unter Einbeziehung sämtlicher Mitarbeitenden entwickeln. In einem Pool gesammelt und evaluiert, können auserlesene Ideen unter Einbeziehung der motivierten Mitarbeitenden angegangen und umgesetzt werden.

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